Montag, 24. Oktober 2011

Elección


Diesen Sonntag stand zum wiederholten Male das ganze Land Kopf- die Busse fuhren nicht, die Discos und Bars hatten geschlossen, in den Läden wurde kein Alkohol verkauft, denn es wurde gewählt. Höhepunkt in diesem Superwahljahr: die Präsidentschaftswahl. Für Niemanden überraschend wurde Cristina Fernandes de Kirchner wiedergewählt, mit 53,51 % erreichte sie sogar fast den historischen Rekord von Péron aus dem Jahr 1951. Eine Menge Leute hier sind mit der derzeitigen Situation unzufrieden und kritisieren ihre Politik, die sich durch Korruption, vorgetäuschten Peronismus und eine Menge Propaganda auszeichnet, aber vorallem in den ärmeren Provinzen im Norden hat sie viele Anhänger. Ich bin noch dabei mir eine Meinung über die Politik hier zu machen, was aber sehr schwer ist, weil die Fakten, die in den Medien verbreitet werden und die Meinungen, die ich von Freunden erfahre, sehr widersprüchlich sind. Einerseits rief sie in den letzten Jahre eine Vielzahl von sozialen Projekten ins Leben, verteilte wie Robin Hood Geld unter den Armen und Netbooks an den Schulen, aber andererseits ist sie selbst Millionärin. Die Wirtschaft ist unter ihrer Amtszeit um 9 Prozent gewachsen, die Inflation aber um 25%. Die Fleisch und Sojapreise werden vom Staat künstlich erhöht, um dann später unter dem Slogan: "Carne para todos"- Fleisch für alle, propagantistisch wieder gesenkt. Anhänger verschafft sie sich vorallem unter den Armen indem sie viel Staatsgeld verteilt, was aber das Problem der Arbeitslosigkeit verschärft. Nun strebt sie an das Gesetz zu verändern, um ihr nach 2015 eine dritte Amtszeit zu ermöglichen- und das obwohl sie schon seit 2003 gemeinsam mit ihrem Mann ander Macht ist.
Weitere interessante Tatsachen:
1) Argentinien ist eines der wenigen Länder der Welt mit Wahlpflicht. Gewählt werden kann aber nur in der Heimatprovinz, wer nicht vor Ort sein kann, kann nicht wählen, denn Briefwahl gibt es hier nicht.
2) 48 Stunden vor der Stimmabgabe darf in sämtlichen Medien nicht mehr über die bevorstehende Wahl berichtet werden, um den Wählern die Möglichkeit zu geben, in Ruhe eine Entscheidung treffen zu können.
3) Es gibt nicht nur ein Propagandaprogramm "carne para todos", sondern auch "leche para todos" und "futbol para todos".
3) Sämtliche Discos und Bars haben am Vortag der Wahl und am Wahltag geschlossen und in den Läden wird kein Alkohol verkauft. Alkoholstichproben werden in den Wahllokalen durchgeführt.
Und das alles in einem Land, dessen Nationalhymne so beginnt:

Oid mortales! El grito sagrado:                 
Libertad! Libertad! Libertad! 

Hört, ihr Streblichen! Den heiligen Ruf:      
Freiheit! Freiheit! Freiheit!

2 Kommentare:

  1. Die 2000 locker geknackt. Glückwunsch. Auch zu den guten Fotos. Viel Spaß auf Deiner Reise nach Chile

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  2. Die Kirchner sieht auf dem Foto eher wie ein Rockstar aus...fehlt nur noch das Lippenpiercing...sehr interessanter Eintrag übrigens :)

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