Mittwoch, 30. November 2011
Abschied in der Resi
Am Wochenende haben wir unseren Abschied gefeiert, denn mit dem Ende des Semesters kommt auch das Ende unserer gemeinsamen Zeit in der Resi. Nicht nur meine zwei spanischen Mitbwohnerinnen und Yoonji, die Koreanerin, werden nach Hause zurückkehren, auch ein Großteil meiner argentinischen Mitbewohner wird die Residencia verlassen um im nächsten Jahr in eigenen WGs zu wohnen. Für die Partyvorbereitung haben wir uns in drei Gruppen aufgeteilt und unterschiedliche Gerichte gekocht. Wir hatten außerdem die Idee, uns gegenseitig zu beschenken, also zu wichteln. Um die ganze Sache noch unterhaltsamer zu machen, aben wir in den Tagen vor der Bescherung von unseren "unsichtbaren Freunden" durch Zettelchen Hinweise auf ihre Identität bekommen. Das war sehr amüsant und führte zu den wildesten Spekulationen. Am Ende haben alle, die ihren Freund erkannt hatten, ihr Geschenk bekommen. Ich hatte außerdem die Idee, in einer Kiste Abschiedsworte von jedem für jeden zu sammeln- Komplimente, Wünsche und Geständnisse, alles war erlaut. Das Öffenen der Kiste bescherte uns wohl allen die emotionalste gemeinsame Nacht in der Resi. Es wurde viel gelacht und auch ein bisschen geweint. Ach, wie ich sie alle vermissen werde!
Samstag, 26. November 2011
Fischers Fritze fischt frische Fische......
Mit einiger Verspätung will ich euch vom vergangenen Wochenende erzählen, dass ich gemeinsam mit Junkers fischend im Parana verbracht habe. Zuerst muss ich aber vom gestrigen Tag berichten. Als gestern Nachmittag das Thermometer auf mehr als 35 Grad gestiegen war, brach das Stromnetz zusammen. Im Sommer passiert das hier scheinbar öfters, ungewöhnlich aber, dass die Elektrizität bis zum Einbruch der Dunkelheit immernoch nicht zurückgkehrt war. Als es dann richtig dunkel wurde, gingen in der Residencia die Gespenster um! Damit meine ich meine männlichen Mitbewohner, die sich einen Spaß daraus machten, sich unter Tischen und hinter Ecken zu verstecken, um uns dann mit großem Gebrüll zu erschrecken. Die Pizzen, die wir halb blind zubereitet hatten (da muss ich doch einmal dankbar für unseren alten Gasofen sein), aßen wir dann picknickend auf dem Bürgersteig vor dem Haus, im Schein der Straßenlaterne. Und wir waren keinesfalls die Einzigen, auch andere verbrachten den Abend notgedrungen ohne Fernsehen und Internet auf der Straße. Man musste regelrecht dankbar für den Stromausfall sein, denn so verbrachten wir, Volleyball spielend und Wein trinkend eine eine unvergesslich Nacht,gemeinsam vor der Tür. Der Strom kehrte dann übrigens erst am nächsten Vormittag wieder
Nun zum eigentlichen Thema dieses Blogeintrags: dem Fischen. Lang geplant, aber dann doch ziemlich spontan, verbarchte ich das vergangene Wochenende mit Junkers am Rio Paraná, der mit einer Länge von 4.880 km, nach dem Amazonas, der zweitlängste Fluss Südamerikas ist. Zu sechst, das heißt Eric, seine Eltern, sein Bruder Alex mit Freundin und ich, hatten wir ein kleines Ferienhaus im Norden Santa Fes für drei Tage gemietet. Den kompletten Samstag verbrachten wir angelnd auf dem Wasser. Das Wort Paraná bedeutet nicht umsonst "wie das Meer" in der indigenen Tupi-Spache, denn der Fluss gleicht in seinem Ausmaß und seinen unzähligen Inseln weniger einem Fluss, als einem Meeresarm. Dank dem einheimischen Führer, der uns begleitete, fanden wir in diesem Wirrwarr aus Wasserstraßen die richtigen Stellen. Ich erlegte, trotz magelnder Erfahrung, 8 Fische. Ich muss aber ehrlicherweise hinzusagen, dass es sich dabei um Palometas handelte, eine eher ungeniessbare Sorte, die wir nicht aßen. Alex und Eric hatten wenig Glück, als ihnen Doraden nach langem, hartem Kampf, die Schnur zerrissen. Insgesamt fischten wir ausreichend für das Mittagessen. Die restliche Zeit des Wochenendes verbrachten wir hauptsächlich essend und in/am Pool des Ferinhauses. Ein tolles Wochenende, an dem ich mal wieder einen neue, faszinierende Seite Argentiniens kennengelernt habe.
die lange Kleidung trugen wir bei über 30 Grad wenige aus Kälte, als aus Schutz vor der stechenden Sonne |
In der Mittagspause aßen wir den geangelten Fisch über dem Lagerfeuer gebraten- lecker! |
Montag, 14. November 2011
100 Tage...
Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass ich fast ausschließlich von positiven Erlebnissen und Erfahrungen berichtet habe. Das könnte einerseits daran liegen, dass ich hier nicht erwähnen will, wie oft ich schon beklaut, beschimpft und beleidigt wurde, um euch nicht zu beunruhigen. Oder daran, dass ich ebensolche Erfahrungen nicht gemacht habe und deshalb nur von positiven Erlebnissen berichten kann. Da letzteres zutrifft, könnt ihr mir beruhigt glauben, dass ich ziemlich zufrieden und glücklich bin. Das habe ich zum größten Teil meinen Mitbewohnern zu verdanken, die mich so herzlich in ihrer Mitte aufgenommen haben und mit denen ich zusammenlebe, wie in einer großen, jungen und internationalen Familie. Und natürlich Junkers, die mit denen ich im regelmäßigen Kontakt stehe und die ich bisher jeden Monat getroffen habe.
Nach hundert Tagen habe ich immernoch nicht herausgefunden, was genau diesem Land seinen Charme verleit. Es könnte natürlich an den Menschen liegen, wo sonst, wird man vom Kioskverkäufer erkannt und wird einem auch schon mal die Zeitung geschenkt, wenn man das Geld nicht passend hat? Wo sonst ist es vollkommen normal, dass sich auch Männer zur Begrüßung küssen? Wo sonst ist es üblich alles mit allen zu teilen, wie den Mate, den allein zu trinken einer Sünde gleichkommt.
Die Argentinier sind ein sehr interessantes Völkchen, einerseits sehr weltoffen und interessiert an Ausländern und deren Geschichte, zeichnen sich aber andererseits auch teilweise durch einen übertriebenen patriotischen Nationalstolz aus (der argentinischer Fußball und Asado sind die besten der Welt) und einem tiefen Hass für einige Länder aus (Großbritannien wegen des ewigen Kampfs um die Falklandinseln, Chile, weil sie die Briten dabei unterstützt haben, Brasilien wegen des Fußballs und die USA auf Grund ihres Kapitalismus und ihrem Verständnis Amerika zu sein). Ich wurde hier auch schon mit einigen mehr oder weniger lustigen Vorurteilen konfrontiert, die ich immer wieder zu hören kriege: Was, ihr steht nicht mehr hinter Hitler und seinen Idealen? Die Deutschen trinken ihr Bier heiß. Alle Deutschen sind blond und blauäugig. Auf die Frage, was sie mit Deutschland verbinden, antworten die meisten: Hitler, Bier, Volkswagen- Das Auto, Bayern Munich, Schweinsteiger und zwar in dieser Reihenfolge.
Inzwischen bin ich sehr zufrieden mit meinem Spansich, habe ein Level erreicht, das es mir erlaubt, Konversationen mit Freunden, Professoren, Verkäufern und Taxifahrern zu führen. Öfters habe ich aber noch Probleme damit, so verstanden zu werden, wie ich beabsichtigt habe auszudrücken (Wie der letzte Satz zeigt, gelingt mir das auch in meiner Muttersprache nicht mehr). Ich habe außerdem gelernt, dass Witze zu machen, wohl der höchsten Stufe der Beherrrschung einer fremden Sprache entspricht. Stattdessen wird aber viel über mich gelacht. Besonders mein deutsches R das wohl scheinbar von zu weit hinten aus der Kehle kommt und auf dem Weg nach draußen nicht genug rollt, finden sie hier sehr erheiternd.
Ich habe in den Zeit, die ich bisher hier verbracht habe, schon einiges gelernt. Über die Psychologie wohl mehr im wirklichen Leben im täglichen Kontakt mit meinen Mitbewohnern und Freunden aus aller Welt, als in den Lehrbüchern und Vorlesungen. Ich habe Stufe fünf der von mir entworfenen Prüfung ein richtiger Argentinier zu sein erreicht: ich kann einen Mate zubereiten, kenne mindestens 5 argentinische Fußballer und über 20 verschiedene Schimpfwörter, kann Cumbia tanzen und einen ordentlichen Fernet zubereiten. Fehlt mir natürlich noch den vollständigen Text eines Liedes zu vestehen, ein typisches Asado, aus einem selbsterlegten Rind zuzubereiten und auf der Straße Tango zu tanzen. So also mein Plan für die nächsten Monate. Außerdem habe ich vor in den Ferien im Januar/Februar mit einer Organisation freiwillig zu arbeiten und noch ein bisschen was von diesem beeindruckenden Land zu sehen.
Fortsetzung folgt...in 100 Tagen:-)
Fortsetzung folgt...in 100 Tagen:-)
Freitag, 4. November 2011
Reise nach Salta und Jujuy
Dieses Wochenende habe ich gemeinsam mit einer Gruppe von 20 anderen ausländischen Studenten im Norden Argentiniens verbracht. Wir sind mit der Organisation Cordoba Exchange nach Salta und Jujuy gereist, in die nördlichsten Provinzen des Landes. Die Reise war unglaublich! Nach 14-stündiger Fahrt sind wir in einer anderen Welt angekommen- eindrucksvolle Landschaften mit Wäldern von Kakteen, Bergen in den vielfältigsten Farben, wilden Ziegen und Lamas und kleinen, malerischen Dörfern mit einen Großteil indigener Bevölkerung. Den ersten Tag haben wir in Saltas Hauptstadt, Salta, verbracht, die nicht umsonst La Linda, die Schöne, genannt wird. Das erste von drei Asados am Abend. Am Sonntag sind wir nach Tilcara, in die Provinz Jujuy gefahren, wo wir eine Wanderung mit Lamas unternommen haben- für mich der Höhepunkt der Reise. Jeder durfte ein Lama durch die Berge führen un dauch wenn ich mich in diese gutmütigen Tiere verliebte, waren Neugier und Hunger doch stärker, als ich am Abend eine Empanada mir Lamafleisch probierte. Am nächsten Tag besuchten wir die Salinas grandes, die großen Salzwüsten. Ein beeindruckendes Erlebnis nicht nur wegen der endlosen weißen Weite, sondern auch wegen der stechenden Sonne und der dünnen Luft in über 4.000 Metern Höhe. Später dann weitere Naturspektakel, wie cerro de siete colores, den Berg der sieben Farben in Purmamarca und die Teufelsschlucht, la graganta del diablo. Auf der Rückfahrt am Dienstag nahmen wir dann noch an einer Weinverprobung in einem Weingut in Cafayate teil. Eine fantastische Reise, auf der ich mal wieder eine andere Seite dieses unglaublich vielfältigen Landes kennengelernt habe.
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